Strukturelle Arbeitslosigkeit
Problemlage: Normalqualifizierte

Auf Grund der hohen Lohnnebenkosten von über 61 % (ca. 40% Sozialversicherungsbeiträge - Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil + ca. 21 % für Urlaub, Krankheit und Feiertage) stehen Arbeitsplätze für Normalqualifizierte im internationalen Vergleich unter starkem Rationalisierungsdruck.

Kein anderes Industrieland der Welt finanziert wesentliche Teile seines Sozialsystems so einseitig über progressionslose nach oben begrenzte Beiträge (Beitragsbemessungsgrenzen) auf das Erwerbseinkommen abhängig Beschäftigter (Beamte und Selbständige bleiben zum Beispiel außen vor). Unsere Steuerbelastung ist in den letzten Jahrzehnten relativ stabil geblieben. Die Belastung der Einkommen von Normalverdienern mit Sozialabgaben ist dagegen stark gestiegen.

Dies hat einerseits dazu geführt, dass wir technisch immer auf dem neuesten Stand sind mit entsprechend gut bezahlten hochproduktiven Arbeitsplätzen. Dies erhöht aber andererseits ständig das Anforderungsniveau an Arbeitnehmer - was schnell dazu führen kann, dass man zu einem quasi Geringqualifizierten wird, trotz u.U. vorhandener Ausbildung (siehe linke Spalte).

Auch die Schwelle, ab der Wachstum zu neuen Arbeitsplätzen führt, liegt in Deutschland aus diesem Grund relativ hoch.

Die in den 2000er Jahren in Angriff genommenen Strukturreformen, langjähriger Verzicht auf Reallohnsteigerungen und ein schwacher Euro bei einer hochproduktiven Wirtschaft haben bei uns in den letzten Jahren dazu geführt, dass sich die Problemlage für Normalqualifzierter entschärft hat. Die Große Koalition könnte in den letzten Jahren durch Zurückdrehen von Reformen und durch Wahlgeschenken den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Problemlage sich für Normalqualifizierte wieder verschärft. Zudem sind Normalqualifzierte besonders von Abstiegsängsten betroffen.


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